Er gilt als Vogel des Glücks und Frühlingsbringer: Schon bei den alten Ägyptern hatte der Storch eine besondere Stellung, und noch heute zaubern sein Anblick und sein Klappern den Menschen ein Lächeln ins Gesicht. Damit sich der Storch im Landkreis Harburg noch wohler fühlen kann, entsteht nun ein weiteres Refugium für ihn bei Harmstorf. Der Landkreis hat dort aufwendige Restrukturierungsarbeiten an der Seeve gestartet. Aus dem früheren Maisacker wird nun extensiv genutztes Feuchtgrünland im Überschwemmungsgebiet der Seeve.© Landkreis Harburg
Der Landkreis hat die 2,8 Hektar großen Flächen Ende 2019 für den kreiseigenen Kompensationspool erworben. Sie grenzen direkt an die Seeve. Das Gebiet hat unter anderem als Weißstorchnahrungshabitat und als Amphibien-Lebensraum Bedeutung.
Die umfangreichen Erdarbeiten sind in vollem Gange. Gut 800 Kubikmeter Erde werden auf der 2,8 Hekar großen Fläche bewegt.
Um die Bodenstruktur zu verbessern und eine naturnahe Aue zu entwickeln, werden drei flache, etwa 30 Zentimeter tiefe Senken angelegt. In den Senken kann in Zukunft das Wasser länger auf der Fläche zurückgehalten werden. So entstehen vielfältige neue Lebensstätten für gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Die Arbeiten werden durch Firma Meyer Luhdorf aus Winsen ausgeführt. Sobald die Senken fertiggestellt sind, wird noch Regiosaatgut ausgebracht. Die dauerhafte Pflege der Grünlandflächen übernimmt der bisherige ortsansässige Pächter.
Die jetzigen Arbeiten sind nur der Anfang, um der Natur mehr Raum zu geben. Außerhalb des Überschwemmungsgebietes soll auf etwa 1,1, Hektar naturnaher Eichenmischwald mit Stiel- und Traubeneichen sowie Hainbuchen entstehen. Dafür wird, wie zuletzt auf Waldentwicklungsflächen des landkreiseigenen Kompensationspools, zunächst die Bodenstruktur auf der gesamten Fläche naturnah restrukturiert. Es entstehen flache Senken und leichte Anhöhungen, um vielfältige Biotopstrukturen zu schaffen. Diese Maßnahmen erfolgen voraussichtlich im Herbst 2021.
Auch in der Seeve selbst sind ab 2022 Restrukturierungsmaßnahmen geplant. Zusammen mit einem zukünftig zehn Meter breiten nutzungsfreien Gewässerrandstreifen wird so das Lebensraumangebot für den Fischotter verbessert.
Zum Hintergrund: Wenn durch ein Bauvorhaben in die Natur eingegriffen wird, muss eine Kompensationsmaßnahme als ökologischer Ausgleich geschaffen werden. Als Service für Kommunen sowie gewerbliche und private Investoren bietet der Landkreis Harburg seit 2009 einen eigenen Kompensationspool an. So können sinnvolle und zusammenhängende Kompensationsmaßnahmen auf eigenen Flächen in allen drei Naturräumen des Landkreises – Geest, Marsch und Moor – entwickelt werden. Der Kompensationspool verfügt inzwischen über gut 200 Hektar. Die Projekte sind aufgrund ihrer hohen naturschutzfachlichen Qualität auch über den Landkreis hinaus bekannt. Eine der ersten Maßnahmen war die Entwicklung der Este und ihrer Aue zwischen Podendorf und Emmen auf etwa 16 Hektar. Mit rund 58 Hektar stellen die Waldentwicklungsflächen zwischen dem Naturschutzgebiet Brunsberg und der Sprötzer Heide die größten zusammenhängenden Naturwaldflächen des Landkreises dar.